„Christus ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden!“ Mit diesem Ruf feiern Christinnen und Christen auf der ganzen Welt das Osterfest. Wie schön, dass Ostern mit dem Frühling zusammenfällt. Das neue Leben erwacht, alles blüht. Das ist die eine Seite von Ostern im Jahr 2025.
Auf der anderen Seite feiern wir Ostern in einer unfriedlichen Zeit. Wir haben die Bilder aus der Ukraine vor Augen, aus Gaza, von vielen anderen Orten unserer Erde. Wir feiern Ostern und es ist Krieg – mit Raketen, Drohnen, Leid und Tod. Dazu noch ein Präsident in den USA, der mit Zöllen und mancherlei Aussagen irrlichtert. Wir feiern Ostern und Menschen müssen wegen Krieg und Not um ihr Leben fürchten.
An Ostern muss sich zeigen, was unser christlicher Glaube wirklich wert ist, ob er uns zu halten vermag, weil er Grenzen überschreitet und ihn nicht einmal die Grenze des Todes mehr ins Wanken oder gar zum Absturz bringen kann.
In der Bibel wird erzählt von den Frauen, die sich am Ostermorgen voller Trauer auf den Weg zum Grab von Jesus machen. Am Karfreitag starb er am Kreuz. Ein wesentlicher Teil ihrer Lebensgeschichte war damit null und nichtig gemacht. Erinnerung ja! Aber Zukunft nein! Aus und vorbei. Was bleibt, ist Trauerarbeit. Abschiednehmen an Ort und Stelle.
Aber dann: Wie Blitz und Donner bricht es über sie herein. Sie finden das leere Grab. Jesus ist auferstanden. Das ist die Geburtsstunde des Osterglaubens. Was ist das für ein Leben, mit dem uns Ostern in so überwältigender Absicht in Verbindung bringt? Es steht zu unseren Erfahrungen so sehr im Widerspruch. Der Tod ist doch eine Grenze. Eine Grenze, die uns in hohem Maß verunsichert und verletzt, uns den Boden entzieht.
Wir können die Tränen des Todes nicht leichtfertig schön- oder gar wegreden. Aber so unerbittlich der Tod auch ist, so großartig ist der Osterglauben. Ostern überbietet den Tod. Ostern bietet mehr an Höhe als der Tod uns in Tiefen zu stürzen vermag. Nach Ostern können wir angstfrei unsere Stimmen erheben für die, die keine Stimme mehr haben. Wir können uns verweigern, wo nur noch nach dem Nutzen gefragt wird und Barmherzigkeit zum Unwort zu verkommen droht. Wir können uns Nächstenliebe leisten.
Darum können wir fröhlich feiern – trotz allem. Ein frohes und gesegnetes Osterfest wünscht
Ihr Jens Höfel
Propst