Wir sehen uns vor Gericht! Wer dies zu hören bekommt, dem wird mulmig. Bloß nicht! Also bitte ja nicht dort landen, wo man wie auf hoher See bekanntlich in Gottes Hand ist. Besser schlichten als richten.
Doch der Kernsatz zum morgigen Volkstrauertag beansprucht uns vollkommen unausweichlich: Wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi. Und die Ladung ist der Sache Beginn: staunend sehen Tod und Leben sich die Kreatur erheben, Rechenschaft dem Herrn zu geben. Kein Weg führt daran vorbei, unserem Schöpfer gegenüberzutreten, um Rechenschaft abzulegen. Alle Lebenswege laufen auf diesen Offenbarungseid vor der höchsten Instanz hinaus. Wahrheitsfindung vor diesem Hohen Gericht muss sein, denn nur so kommt endlich Licht in die ganze Weltgeschichte.
Und schon durchleuchtet dieses Wort Gottes unwiderstehlich all die dunklen Machenschaften, die morgen am Tag des Herrn besonders im Fokus stehen: wer hat wie, weshalb und warum seinen Beitrag zu diesen kriegerischen Hassausbrüchen geleistet? Das Urteil der Geschichte nimmt schon so manches vorweg davon: das Wort Gottes ist ein durchdringender Richter der Gedanken und Sinne des Herzens. Keine/r ist vor ihm verborgen, sondern es ist alles aufgedeckt vor den Augen Gottes, dem wir verantwortlich sind. Wir werden schon mit dem konfrontiert, wie Gott uns erkannt hat und lassen diese Geistesblitze gewissenhafte „innergerichtliche“ Lernprozesse in uns anstossen. Wenn du dich dann nach dem goldnen Tanz präsentierst zur großen Bilanz: »Ich hoffe, man wird mich hier loben! Da unten lag ich immer oben!« Kann sein, dass DIE STIMME spricht: Mensch, dein Leben – Mensch, dein Leben – Ja, ein Leben war das nicht. Kurt Tucholsky
Wohl uns, darauf für die richtigen Schlussfolgerungen vorbereitet zu sein. Die Tatsache, eines Tages vor Gott zu stehen, sollte uns ermutigen, unsere Prioritäten im Leben an der Frage auszurichten, wie unsere Werke in Wort und Tat einst in der Ewigkeit bewertet werden. Und noch mehr schon heute, sich dem mit dem letzten Wort und seinen Maßstäben anzunähern.
Am Tag des Jüngsten Gerichts erschien ein Mensch vor Gott und sprach: Herr, ich habe alle deine Gesetze beachtet. Ich habe nichts Unrechtes oder Böses getan. Sieh, meine Hände sind rein. Damit hielt er beide Hände vor Gottes Augen. Dieser antwortete: Sie sind es, aber sie sind leer.
Um zuletzt das erleben zu dürfen: Als wollte er belohnen, so richtet er die Welt. Wer hier dem Sohn vertraute, kommt dort aus dem Gericht. So wird´s Gott richten, was hier noch schmunzeln lässt: Angeklagter, wollen Sie noch etwas sagen, bevor ich das Urteil verkünde? Ja, Herr Richter, es wäre mir angenehm, wenn Sie in Ihrer Rede das Wort "Freispruch" unterbringen könnten.

