Suche

Nachrichten Ansicht

News

20.11.2020 Kategorie: Wort

Keine Träne geht verloren...

Für viele Menschen war das letzte Jahr ein doppelt schweres – sie mussten Abschied nehmen von geliebten Menschen, die gestorben sind, und konnten das auf Grund der Corona-Pandemie oft nicht so tun, wie sie es wollten. Trauerfeiern nur im engsten Familienkreis ohne Beteiligung von Freunden, Nachbarn oder entfernte Verwandte. Ohne große Öffentlichkeit, ohne Sport- oder Vereinsfreunde, ohne Schützen- oder Feuerwehrkameraden. Oft nur ein Abschied am Grab, da Kapellen gesperrt und die Kontaktbeschränkungen auch für Friedhöfe galten bzw. wieder gelten. 

Allein schon die Trauer um einen verstorbenen Menschen ist nicht leicht, und bei der Erinnerung an das Begräbnis fließen bei manchem/ mancher zusätzlich Tränen.  „Entschuldigung, da muss ich weinen“, sagen viele. Für unsere Tränen und unsere Trauer aber brauchen wir uns nicht zu entschuldigen. Die Tränen zeigen unsere Trauer, die Trauer um den geliebten Menschen, die Trauer um das gemeinsame Leben, das es so mit dem Tod des/ der anderen nicht mehr gibt.

Tränen gehören einfach dazu, sie sind Ausdruck unserer Liebe zum anderen, Ausdruck unserer Gefühle. Wenn die Tränen sich Bahn brechen, dann ist gut. Denn unser Weinen und unsere Tränen gehen nicht ins Leere. „Sammle meine Tränen in deinen Krug; ohne Zweifel du zählst sie“, bittet und sagt der Beter des 56. Psalms (Ps 56, 9b).  

Gott kennt uns, unsere Trauer und unsere Tränen, bei ihm sind sie aufgehoben. Gesammelt wie in einem Krug, keine Träne geht verloren. Und noch ein Bild: Gott selbst wird „ alle Tränen von unseren Augen wischen, und der Tod wird nicht mehr sein (Offenbarung 21, 4)“.  Er will uns trösten und unserer Trauer im zweifachen Sinn des Wortes aufheben und damit schenkt er uns die Hoffnung auf neues Leben – für unsere Verstorben uns für uns.

„“Denn du hast mich vom Tode errettet, meine Füße vom Gleiten (Ps 56, 14a).“ Darauf vertrauen wir als Christinnen und Christen, dass auch unsere Trauer und unsere Tränen, dass unsere Verstorbenen bei Gott ihren Ort haben. So können wir weinen und trauen – und vor allem auf das Leben hoffen, das Gott uns geschenkt hat und noch für uns bereithält.

Beitrag von Pfarrer Andreas Widlowski