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11.09.2020 Kategorie: Wort

Was verbindet uns?

Das wir uns Gläubige nennen!

Nun, das tut auch einer der an Geld glaubt. Gläubig worin, wäre die konkretere Frage.

Vielleicht, dass wir ein Kreuz haben, dass uns verbindet?

Klingt charmanter. Zumindest ist es das Symbol für uns Christen. Doch kann es wirklich verbinden? Menschen wurden an ihm gefoltert und zu Tode gequält. Schaut man zudem, wo das Kreuz überall verwendet wird: Hygienedemos, Pegida, Kirche, Straßenrand, Friedhöfen und seit ein paar Monaten auf vielen Feldern, scheint es mir, als sei das Kreuz zu einer Ambivalenz verwaschen, dass übertragen für so ziemlich alles gleichzeitig stehen kann: Liebe und Hass, Ausgrenzung und Fremdenfeindlichkeit, Nächstenliebe und Toleranz, Wut und Hoffnung. Das Symbol allein trägt also nicht mehr.

Die Frage war aber: Was verbindet uns?

Das wir geboren wurden und leben und sterben! Verbindet uns das oder ist es nicht einfach nur das Schicksal, das wir teilen? Wenn es uns verbinden würde, wäre eine Diskussion um die Menschen in Moria und andernorts doch überflüssig.

Jetzt könnte man vorschieben, dass Strukturen sich ändern müssten. Der Einwand scheint logisch, die Erfahrung innerhalb der Kirche zeigt aber, dass es selbst dort schwierig ist. Zumal das Problem selten in Strukturen liegt. Vielmehr bin ich es selbst, der sich verbinden will, oder eben nicht. Da helfen auch Strukturen nichts.

Vielleicht ist es an der Zeit sich dieser Frage zu stellen. Damit wir nicht zusammen allein, sondern zusammen in Gemeinschaft leben. Vielleicht könnte die Suche nach dem was uns verbindet schon ein Schritt in diese Richtung sein. Denn eine Verbindung entsteht nicht durch Symbole und Strukturen, sie entsteht im gemeinsamen Erleben und dem Willen sich verbinden zu wollen.

Gott sprach: Meinen Bogen habe ich gesetzt in die Wolken; der soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und der Erde. 1. Mose 9,13

Der Regenbogen als Zeichen einer Verbindung zwischen Gott und Menschen ist die Folge einer langen Zeit des Erlebens in all seinen Facetten. Es ist nicht die Voraussetzung, sondern das Ergebnis. So wie das Kreuz für Christen zum Symbol für Christus wurde. Zuerst kam das Erleben, die Botschaft, die Auseinandersetzung, die Diskussion und am Ende die Verbindung.

Beitrag von Pfarrer Martin Widiger