„In alten Zeiten, wo das Wünschen noch geholfen hat, lebte ein König“ – fängt das Grimmsche Märchen „Der Froschkönig oder der eiserne Heinrich“ an. Ob das Wünschen auch heute noch hilft, lässt sich schwer sagen, dennoch lehrt die tägliche Erfahrung, dass wir alle auch heute so manche Wünsche hegen. Wünsche werden besonders gern aus bestimmten Anlässen ausgesprochen. Zum Geburtstag, zum Jubiläum, zu manchen Festen und selbstverständlich zu Beginn eines neuen Kalenderjahres.
Und die meisten dieser guten Wünsche kommen ja auch wirklich aus ehrlichem Herzen. Sie sind wirklich so gemeint, wie sie gesagt sind. Aber einen Mangel haben alle diese Wünsche. Wir können sie zwar nennen, aber wir haben die Erfüllung nicht in der Hand. Ob Glück und Gesundheit sich im neuen Lebensjahr einstellen, ob ein junges Paar gute Ehejahre und gemeinsame Erfolge haben wird, ob ein neues Jahr friedvoll sein wird, das können wir nicht sagen. Es steht also eine gewisse Unsicherheit hinter allen unseren Wünschen.
Seinen zweiten Brief an die Christengemeinde von Korinth beendet der Apostel Paulus mit den Worten: „Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen.“ Paulus beglückwünscht die Korinther nicht zu irgendeinem Jubiläum oder dergleichen. Im Gegenteil, er kämpft um seine Autorität als Apostel. Denn in Korinth gab es eine Gruppe von Paulus-Gegnern, die heftig gegen ihn agierten. Mit allen Mitteln der Rhetorik versucht sich Paulus zu verteidigen. Der Schluss seines Briefes ist obiges Wort, wodurch er das Evangelium auf einen Nenner bringt: Gnade, Friede, Gemeinschaft und Liebe. Er erinnert dadurch an die gemeinsame Glaubensbasis.
Das ist auch ein Wunsch, durch den er die Beziehungskrise zu den Korinthern als ausgeräumt wissen möchte. Ein guter Wunsch. Er ist aber ganz anders als unsere geläufigen Wünsche. Denn da ist ein Adressat genannt, an den wir uns mit unseren Wünschen richten können. Und der, zu dem wir mit unseren Wünschen gehen, der ist auch imstande, unsere Wünsche zu erfüllen. Denn der Adressat ist der dreieinige Gott.
Mit allen Wünschen für uns oder für andere, sollen und dürfen wir zu Gott gehen, denn bei ihm gehen unsere Wünsche nicht ins Leere. Er bürgt selber dafür, dass gerechte Wünsche nicht irgendwo im Weltall ungehört verhallen, sondern gehört werden.
Dabei müssen wir uns aber immer wieder fragen, ob unsere Wünsche alle im Sinne des göttlichen Willens geschehen, ob sie ohne ihn gewünscht oder gar gegen ihn gerichtet sind. Darum ist es gut, allen unseren Wünschen das kurze Gebet: „So Gott will!“ beizufügen.