Die Beileidskarten sind gelesen, Danksagungen verschickt, die Trauerfeier ist längst vorbei. Rechnungen sind bezahlt, Formalitäten erledigt, der Grabstein ist bestellt. Die Menschen, die fragen: „Wie geht es denn?“, verlangen als Antwort schon lange wieder ein „Danke, gut!“
Es geht aber nicht gut. Ein Mensch, der wichtig war, ein geliebter Mensch, der das gemeinsame Leben geprägt hat, ist gestorben. Vater oder Mutter, Partnerin oder Partner, gar das eigene Kind tot – da kann niemand einfach so wieder zur Tagesordnung übergehen. Auch wenn schon Wochen oder Monate nach diesem Tod vergangen sind, bleibt doch die Trauer. Die Trauer mag sich im Lauf der Zeit verändern, aber sie bleibt. Nur langsam und oft beschwerlich gelingt der Weg zurück ins Leben.
In früheren Zeiten war es üblich, dass trauernde Angehörige, besonders Witwen, das Trauerjahr streng eingehalten haben. Ein Jahr lang trugen sie schwarze Kleidung und hielten sich von Vergnügungen fern. Es war ein äußeres Zeichen, das vielen Menschen für die Bewältigung ihrer Trauer sehr wichtig war. Nun kann man ganz sicher seine Trauer auch ausdrücken, wenn man eine bunte Jacke anzieht. Und auch wer trauert, darf an Festen teilnehmen. Zeit für die Trauer, Zeit zur Verarbeitung des schmerzlichen Verlustes braucht es aber auf jeden Fall.
In den Gottesdiensten am morgigen Ewigkeitssonntag werden wir in unseren Kirchen an die Menschen denken, die im nun zu Ende gehenden Kirchenjahr verstorben sind. Für viele Trauernde ist das noch einmal ein Anlass, in die Kirche zu gehen und Trost zu suchen.
Trost, der in den Zeiten der Trauer gebraucht wird, finden viele Menschen in der Bibel, zum Beispiel in Worten aus der Offenbarung des Johannes. Dort heißt es im 21. Kapitel: „Ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen. Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.“ Das ist wahrer Trost, der uns hier zugesagt wird – keine bloß dahin gesagten Worte. Dieser Trost besteht in der Hoffnung darauf, dass mit dem Tod nicht alles aus ist, in der Hoffnung auf den neuen Himmel und die neue Erde.
In diesen trüben und grauen Tagen Ende November gedenken wir der Toten. Draußen will es gar nicht mehr so richtig hell werden. Und in unserem Inneren sieht es oft ähnlich aus: Dunkel, trübe und kühl. Das Licht der Hoffnung will uns so gar nicht wärmen. Da kann es helfen, sich an die Erfahrungen und Hoffnungen der Menschen in früheren Zeiten, in der Bibel zu erinnern. Daran können wir anknüpfen; darin können wir neue Hoffnung schöpfen.
Dass die Hoffnung auf einen neuen Himmel und eine neue Erde, auf der es keine Tränen, keinen Tod, kein Leid, kein Geschrei, keinen Schmerz mehr gibt, Sie trägt, liebe Leserinnen und Leser, heraus aus dieser dunklen und trüben Zeit, das wünscht Ihnen!