Volle Pulle - Husch, husch - Wird´s bald!? Nein, sondern sachte, sachte.
Finden sie nicht auch, dass wir in vielem schon wieder zu schnell sind und sich unser Lebenstempo beinahe dem alten Niveau angleicht? Was bleibt uns nach der Krise, gibt es ein Segensüberbleibsel und nachhaltige Folgerungen aus der Corona-Vollbremsung seit Anfang März?
Wir alle wurden von da an zum An-, Ein- oder gar Innehalten „gezwungen“ und konnten „damals“ z.B. bei Spaziergängen selbst Hauptstraßen nicht erst nach gefühlten 5 Minuten überqueren. Erwartungsvolle Bücher wurden endlich gelesen und Gesellschaftsspiele hervorgeholt, deren Regeln uns erst wieder einfielen. Wir wurden alle in allem entschleunigt und hatten ZEIT!!
Natürlich müssen wir jetzt viele Bereiche wieder an- und hochfahren, das konnte und durfte ja nicht immer so weitergehen. Aber bei so manch derzeitiger Rasanz und gegenseitiger Überbietungsneigung geht mir das - nicht nur aufgrund neuerlicher Ansteckungsrisiken – viel zu flott. Ich fühle mich an einen alten Hit erinnert: Schnell weg da, weg da, weg. Mach' Platz, sonst gibt's noch Streit. Wir sind spät dran und haben keine Zeit. Wir müssen rennen, springen, fliegen, tauchen, hinfalln und gleich wieder aufstehn. Wir dürfen keine Zeit verlieren, können hier nicht stehn, wir müssen gehen. …Wir haben kein Minütchen, kein Sekündchen mehr, wir müssen uns beeilen. Komm' leg' dazu noch einen Zahn…schnell weg da ...!
Es lebte sich doch „seelisch“ so gut mit der Drosselung, trotz aller Pandemiegefahr und -sorgen; wir fuhren unser Tempo mal so richtig runter und konnten uns selbst mehr begegnen. Lassen wir diese guten Kostproben besserer Selbstbegegnung jetzt wieder einfach so hinter uns? Mir fiel da ein Wort von Martin Buber zu: Glaube ist die Fähigkeit, in Gottes Tempo zu gehen! ER agiert nie zu schnell oder zu spät. Wenn er da ist, dann ist er es voll und ganz, so gegenwärtig wie wir das nur in unseren besten Augenblicken bei uns spüren können. Und gerade in all seinen uns „verschriebenen“ Ruhe- und Atempausen mit dem Lesen seines Wortes, in Gebet und Stille oder in seinen Audienzen an unseren Sonn- und Feiertagen will er uns heilsam runterfahren und oft genug mitgeben: Mensch, bremse dich, bevor du an deinem Geschwindigkeitsrausch zu Grunde gehst. Was hilft es dir denn, wenn du in höchster Schnelligkeit durchs Leben rennst und deine Seele einfach nicht mehr mitkommt und schlapp macht?
Wie kaputt und krank uns übereiltes Leben ankommt und wie hoch dabei die Fehlerrate ist, belegen wohl genug psychologische Erhebungen und unsere Biografien. Also „runter vom Gas“ und so lange wie möglich, ja hoffentlich auf Dauer ein gesundes Lebens-Tempolimit gegen das Steigerungsdiktat unseres Zeitgeistes: schneller…. Gerade weil dem mit Psalm 90 so ist: Unser Leben fährt schnell dahin, als flögen wir davon. Wie hieß es mal: Wir haben keine Zeit, darum langsam! Der größte Feind der Qualität ist die Eile. Vielleicht hängt die Wahrheit von einem Spaziergang im Wald ab?

