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18.12.2020 Kategorie: Wort

Trotzdem-Freude

Johann ist ein Wunschkind. Seine Eltern haben lange auf ihn warten müssen. Sobald sie wissen, dass er auf dem Weg ist, bereiten sie alles Erdenkliche vor. Der Kleine soll es gut haben. Sie träumen auch davon, dass ihr Kind Großes vollbringen wird. Vor allem aber ist da Freude, so große Freude, schon lange vor der Geburt.

Johanns Cousin ist kein Wunschkind. Freude kommt bei seinen Eltern während der Schwangerschaft nicht auf. Sie können es eben nicht ändern und müssen sich abfinden. Willkommen ist er auch bei seiner Geburt nicht wirklich, das erlebt er später noch öfter. Immerhin bereitet seine Mutter rechtzeitig das Nötigste vor. Ihr ist jenseits aller Gefühle klar, dass Großes auf sie zukommt. Am Ende kommt auch die Freude zu ihr.

Wäre Weihnachten 2020 ein Fest der Wünsche, könnte man seit Wochen die Vorfreude mit Händen greifen. Im Herbst flackerte die Hoffnung auf, dass wenigstens der Wunsch nach einem halbwegs pandemiefreien Fest in Erfüllung gehen könnte. Damit wäre das sonst zum Fest Gewohnte fast etwas Besonderes gewesen. Eben etwas zum Freuen. Das scheint dahin.

Es ist jetzt wie es ist und es ist daher sinnvoll, sich mit den Umständen abzufinden. Die sind und bleiben ernst. Es mag seltsam klingen, wenn es jetzt zum vierten Advent heißt wie jedes Jahr: „Freuet euch, und abermals sage ich: Freuet euch!“ (Philipperbrief 4,4)

Doch dieser Satz gehört zu den Weihnachtsvorbereitungen. Er steht neben vielen anderen Bräuchen und Erledigungen, für die jetzt die Zeit gekommen ist. Die trotz aller Umstände nun auch laufen. Denn das Fest lässt sich nicht verschieben. Es hing noch niemals davon ab, ob Pandemie ist oder Krieg oder die Familienverhältnisse geklärt sind. Das Große, das mit Weihnachten verbunden ist, will zur Welt kommen. Und in jedes Herz.

Während die einen ihren Ohren nicht trauen, lauschen andere geduldig und verstehen: „Freut euch allezeit, dass ihr mit Gott und durch ihn miteinander verbunden seid!“

Beitrag von Pfarrerin Petra Rau