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29.05.2020 Kategorie: Wort

„Zu Pfingsten …

… sind die Geschenke am geringsten,
während Ostern, Geburtstag und Weihnachten
etwas einbrachten.“

Vielleicht kennen Sie, liebe Leserinnen und Leser, diesen Spruch von Bertolt Brecht. Und es stimmt ja auch. Ich habe jedenfalls noch nie ein Pfingstgeschenk bekommen. Weihnachten – das ist ja klar: Da legt der Weihnachtsmann oder das Christkind die Geschenke unter den Weihnachtsbaum. Zu Ostern ist es der Osterhase, der bunte Eier und noch viel mehr in die Osternester legt. Aber zu Pfingsten? Wer sollte da Geschenke bringen?

Geschenke gibt es also zu Pfingsten nicht. Und auch sonst ist das Pfingstfest vielleicht ein bisschen schwierig zu verstehen. Was feiern wir da eigentlich? Pfingsten ist das Fest des Heiligen Geistes. In der Bibel wird in der Apostelgeschichte des Lukas über das erste Pfingstfest berichtet. Damals vor 2.000 Jahren in Jerusalem waren viele Menschen aus aller Herren Länder versammelt. Das muss ein ziemliches Sprachengewirr gewesen sein. Die Jüngerinnen und Jünger Jesu saßen 50 Tage nach Ostern ziemlich alleingelassen und ängstlich zusammen, als der Heilige Geist über sie kam. Und plötzlich konnten sie so sprechen, dass all‘ die vielen Menschen sie verstehen konnten – trotz aller Unterschiede.

Der Heilige Geist machte es möglich: Obwohl sie verschiedene Sprachen sprechen, verstehen die Menschen einander wieder; sie alle verstehen die Botschaft des Evangeliums. Und so wird das Pfingstfest auch als der Geburtstag der Kirche bezeichnet. Als damals, 50 Tage nach Ostern in Jerusalem, der Heilige Geist die Menschen auf Trab brachte und sie begeisterte und so unwiderstehlich war, dass sie sich für Gott und seine Botschaft ins Zeug legten, da wurde die Kirche geboren. Denn da begriffen die Menschen auch, dass sie Gemeinschaft brauchten, gemeinsames Beten, gemeinsame Nächstenliebe, Dienst füreinander. Und sie konnten nicht für sich behalten, was sie da erlebt und erfahren hatten, sondern mussten es weitererzählen.

An diesem Wochenende feiern wir wieder den Geburtstag der Kirche – aber ganz anders als jemals vorher. Wir feiern mit Abstand, mit Masken vor dem Gesicht, ohne gemeinsamen Gesang. Aber trotzdem ist Pfingsten! Trotzdem dürfen wir voller Freude und Hoffnung feiern, dass der Heilige Geist weht und uns bewegt und auffrischt. Das brauchen wir alle gerade in diesen Zeiten ganz besonders, glaube ich.

So wünsche ich Ihnen allen ein geistreiches Pfingstfest!

Beitrag von Propst Jens Höfel