Tobi ist neun und darf im Moment nicht zur Schule gehen. Trotzdem soll er für die Schule lernen. In Zeiten von Covid 19 ist das nun mal so. Tobi ist also im Homeoffice. Eigentlich ganz toll, denn so kann er die Schule und sein anderes Ich kombinieren. Denn eigentlich ist Tobi ja Spiderman.
Das weiß nicht jeder, denn die Superheldenkleidung zieht er erst nach Schulschluss an. Nun kann er sie den ganzen Tag tragen. Leider versagen seine Superheldenkräfte immer dann, wenn er sie zum Fertigstellen seiner Matheaufgaben so dringend braucht. Dann ist Tobi ganz schön genervt und das kann ganz schön laut werden.
Am anderen Ende vom Esstisch ist Mamas Homeoffice. Mama trägt allerdings ihre normalen Sachen. Vielleicht nicht die richtig guten, die hebt sie sich auf für die Zeit, wenn sie wieder ins Büro geht. Ob es daran liegt, dass Mama ihre Aufgaben auch nicht so richtig hinbekommt? Wenn Tobi sich aufregt, dann hört er auch Mama seufzen. Wenn er wütend zu ihr rüber blickt, dann wirkt auch sie ziemlich gestresst.
Er wünscht sich, dass sie mit einem Fingerschnipp alles so machen könnte, wie es vor dem doofen Virus war. Dann könnte er endlich seine Freunde wieder treffen. Dafür würde er sogar auf sein Superheldenoutfit verzichten.
Zum Glück hat Tobis Mama andere Superheldinnenkräfte. Ihr fällt immer etwas ein, damit die Matheaufgaben doch noch gelöst werden. Sie ist auch ziemlich gut darin, dass ihm nicht langweilig wird in dieser seltsamen Zeit. Und er weiß, dass er, obwohl das für Superhelden ziemlich uncool ist und er auch als Schulkind schon ziemlich groß ist, sich immer bei ihr ankuscheln kann. Dann geht es ihm gleich viel viel besser. Um nicht zu sagen: richtig super!
Wenn ich sehe die Himmel, deiner Finger Werk, mein Gott,
den Mond und die Sterne, die du bereitet hast:
was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst,
und des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst? (Psalm 8,4+5)
Später, wenn Tobi hoffentlich eigene Kinder hat, wird er sich vielleicht an diese Zeit erinnern. Er wird darüber nachdenken, wie es seiner Mutter gelang, das Ernste und Schwere von ihm fern zu halten. Er wird diese Kraft auch in sich entdecken. Er wird spüren, wie sie aus dem Staunen wächst, dass es so Wunderbares gibt wie das Leben selbst und dass es das Wunderbarste überhaupt ist, es zu behüten und sich daran zu freuen.

