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05.06.2020 Kategorie: Wort

Der Blick in die Bibel

„Präsident Trump hat die Bibel hochgehalten. Ich wünschte mir, er würde sie ab und zu mal aufschlagen“. Ein Satz von Joe Biden, dem Gegenkandidaten von Donald Trump bei der Präsidentschaftswahl in Amerika. Ein Schlachtruf im Wahlkampf. Im krisengeschüttelten Amerika. Bemerkenswert, finde ich. Mit der Bibel in der Hand kann demonstriert werden: „Ich habe Recht! Ich habe Macht auf meiner Seite!“ Mit der Bibel in der Hand war immer auch Krieg zu führen. Und wird es wohl noch sein.

Besser ist es, die Bibel aufzuschlagen. Und zu lesen, was da steht. Das ist nicht immer eindeutig und macht Arbeit. Aber es lohnt sich. Denn die verschiedenen Bücher der Bibel beschreiben, dass es um Wege geht, die Gott zeigt. Die Menschen gehen können. Auf denen Gottes Liebe zu den Menschen, zu allen Geschöpfen sichtbar wird.  Diese Wege sind keine geraden Einbahnstraßen: Nur da geht es lang, und nirgendwo anders!  Manchmal sind sie verschlungene Pfade. Und es gibt Wegkreuzungen. Ich muss entscheiden: Wo geht es jetzt weiter? Dann hilft es, Rast zu machen und zu schauen, was haben Menschen vor mir getan, wenn sie nicht weiterwussten? Wie haben sie Orientierung gefunden? Was hat ihr Vertrauen gestärkt? Manchmal hilft es, mit anderen gemeinsam in die Bibel zu schauen. Und darüber zu reden: Wie verstehst Du das? Was könnte der Weg sein oder der nächste Schritt auf dem Weg, den Gott mir zeigt?

Der Blick in die Bibel hilft zu erkennen, dass Gottes Macht da wirkt, wo Menschen miteinander unterwegs und im Gespräch sind. Sich streiten, wenn es nottut. Sich auf unbekannten Wegen verirren und Auswege finden. Enttäuschungen erfahren. Und verkraften. Und sich Zeit dafür nehmen und die Mühe machen zu schauen, was jetzt dran ist. Ein nächster Schritt im Gottvertrauen. Bei dem ich spüren kann: Recht haben ist nicht so schön wie mit anderen einen Weg zugehen. Und dann passiert es, dass Gott seinen Frieden dazu tut. 

Beitrag von Pfarrerin Kirstin Müller