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16.05.2025 Kategorie: Wort

Schön, schön

Schön, schön, so wird gesagt, wenn etwas gefällt! Schön, schöner, wunderschön so sage ich zu diesem derzeitigen Frühlingswetter. Bei diesem Sonnenlicht und Himmelsblau ist es irgendwie überall glanzvoll und sehen alle Leute nochmal so schön aus. Wie gerne möchte ich ein Betrachter des Lebens werden, in dessen Auge(nmerk) immer mehr das Schöne, Wahre und Gute liegt. Wie sehne ich mich nach einer Betrachtungsweise, die nicht sofort den kritisch-kleinkarierten Blick anwendet, sondern Augen hat, die viele/s schön machen und sein lassen können!

Ich meine es so wie Rilke: Die meisten Menschen wissen gar nicht, wie schön die Welt ist und wie viel Pracht in den kleinsten Dingen, in irgendeiner Blume, einem Stein, einer Baumrinde oder einem Birkenblatt sich offenbart. Die erwachsenen Menschen, die Geschäfte und Sorgen haben, sich mit lauter Kleinigkeiten quälen, verlieren allmählich ganz den Blick für diese Reichtümer. Es geht eine große und ewige Schönheit durch die ganze Welt, und diese ist gerecht über die kleinen und großen Dinge verstreut. 

Den Sinn für das Schöne zurückgewinnen und kultivieren – das wünsche ich mir für unsere durchfunktionalisierte Welt. Wir leben nur, um Schönheit zu entdecken. Alles andere ist eine Art des Wartens. Dieser Sinn für die Schönheit bei, trotz und in allem kommt nicht von ungefähr, sondern hat diesen Blickwinkel: schön ist alles, was man mit Liebe betrachtet! Die Liebe ist also ein großartiges Schönheitselixier. Schönheit ist nie in den Dingen selbst zu finden, sondern nur in der Art, wie liebevoll deine Seele sie sieht.

Kennen sie das wundervolle russische Märchen vom verlorengegangenen Jungen, der anderen seine Mutter für die Suche nach ihr nur mit diesen Worten beschreibt: sie (die kleine verhutzelte Person) ist die schönste Frau der ganzen Welt! Ich finde das herrlich und wirklich stark – ähnlich wie das auch der Film: Das Leben ist schön sogar in einem KZ zu thematisieren weiß. Was für eine große Liebe muß man im Herzen tragen, vor allem das Schöne hervortreten zu lassen, selbst wenn…! 

Natürlich gibt es Unschönes genug und viel zu viel; und das hypnotisiere ich mir nicht weg. Es kommt allerdings immer nur darauf an, unter welchem Haupteindruck wir stehen (wollen) und was mehr Gewicht für uns bekommt. Dafür dürfen wir zu dem Erstanblick Gottes zurückkehren, der all die weite geschaffene Welt ansah und siehe, es erschien ihm einfach nur schön. Ich bin schwer davon überzeugt, dass mit unserem christlichen Glauben diese Priorität des Schönen wieder zurückkehrt und uns vom schiefen Blick auf die Weltzustände erlöst! Damit das wahr wird: Das Beste im Leben ist, Verständnis für alles Schöne zu haben. Eine unerwartete Invasion der Schönheit. So ist das Leben.  Wie schön, wenn wir uns mehr und mehr Gott anschließen könnten:  Alles hat ER so eingerichtet, dass es schön ist zu seiner Zeit. Auch die Ewigkeit hat er den Menschen ins Herz gelegt. Aber das Wirken Gottes vom Anfang bis zum Ende kann kein Mensch begreifen. Prediger 3, 11


 

Beitrag von Pfarrer Dirk Westphal