Suche

Nachrichten Ansicht

News

30.07.2020 Kategorie: Wort

"Gottesruhe"

Im Pfarrgarten toben 16 Kinder im Alter von 7 bis 10 Jahren herum. Sie tragen bunte Mundschutzmasken. Wie selbstverständlich!  Die Kinderferienbetreuung in Braunlage ist ein Gemeinschaftsprojekt von Kommune und Kirchengemeinde. Wie gut! Die Betreuer*innen haben sich tolle Sachen ausgedacht: „Die Sommerrodelbahn gestern hat mir am besten gefallen!“ höre ich fröhliche Kinderstimmen sagen. Und sehe, wie Menschen im Vorbeigehen lächeln. Weil Kindertoben vom Leben erzählt und das Herz erfrischt. Freude geht auch in Coronazeiten. Wie schön!

Die Kinder singen gern. Draußen dürfen wir ja: Gott hält die ganze Welt in der Hand!  „Ich glaube nicht an Gott“, sagt einer neben mir. „Gott haben sich die Menschen ausgedacht“, ruft eine andere. „Ich glaube an Gott“ erwidern welche. Wie bei einer Abstimmung. „Niemand muss an Gott glauben“, sage ich. „Gott ist groß.“ Und wünsche mir im Stillen, dass sie etwas davon spüren können.

„Mal in die Kirche reingucken“ steht auf dem Programm. Nacheinander betreten wir den Kirchraum. Die Kinder gehen wie von selbst langsam, werden still und schauen sich neugierig um. Ruhe breitet sich aus. „Hier hört man gar nicht mehr die Autos“, flüstert ein Kind leise. Wie selbstverständlich die Kinder ruhig werden. Und Ruhe aushalten. Ich bin beeindruckt.

Ruhe ist eine tiefe, uralte Verbindung mit Gott. Gott selbst ruht. Ganz am Anfang. Am 7. Tag. Nachdem Gott alles geschaffen hat.  Erst in der Ruhe wird die Schöpfung fertig. Vollendet. Aus der Ruhe heraus sieht Gott, dass alles nicht nur gut, sondern sehr gut ist. So fängt alles an. Von Gott her. Kirchräume halten etwas von dieser Gottesruhe in der Welt. Bis heute. Die Kinder haben sie gespürt. Und ich hoffe, dass sie etwas aus der Ruhe mitnehmen. Eine Idee davon, dass sie ruhig Fehler machen können und trotzdem sehr gut sind. Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele, heißt es im Psalmlied 139. Danke Gott für die Räume, in denen wir Deine Ruhe spüren können. Und in der Ruhe, wer wir sind. Dass wir von Dir her wunderbar gemacht sind. Danke Gott für die Kinder. Wie wunderbar, dass es sie gibt.

Beitrag von Pfarrerin Kirstin Müller