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30.06.2020 Kategorie: Wort

"Von allen Seiten umgibst du mich...

...und hältst deine Hand schützend über mir.“ (Psalm 139,5)

Was machen Sie eigentlich, wenn Sie einmal „Freie-Zeit“ haben?

Vielleicht antworten Sie: „Einfach mal abschalten! In den letzten Tagen und Wochen ist so viel auf mich eingestürmt … Darum: Erst einmal abschalten!  Abschalten - Ich halte das für wichtig und gut. Mir geht es so, dass ich dann überhaupt erst wieder das entdecke, was mich ständig umgibt: die Schönheit des Harzes, die Natur, nette Menschen, die Musik und vieles, vieles mehr. All das ist immer da, aber es ist zugedeckt durch die Eindrücke und Anforderungen, die durch die Arbeit und den Alltag auf mich einstürzen.

Wenn ich den Satz aus dem 139. Psalm lese, dann wird mir klar:

Dem, der das sagte, dem muss es so ähnlich gegangen sein. Der hat sich mal Zeit genommen, tief durchgeatmet und dann staunend gesagt: „Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand schützend über mir.“ Ist das denn wahr, werden Sie vielleicht gerade in dieser Zeit fragen? Ist denn in all dem, was mich umgibt, Gott? Nein, in all dem, was mich umgibt nicht, aber Gott ist so, wie das, was mich umgibt: Eben immer da. Ich merke nur seine Gegenwart nicht, seine schützende Liebe nehme ich allzu oft nicht wahr. Gott ist unser aller „Lebenselixier“, eben so, wie die Luft, die wir atmen, eben selbstverständlich atmen. Wie sehr wir sie brauchen, das merken wir erst, wenn sie uns fehlt. Der Psalmbeter staunt und fühlt sich geborgen, weil er erkennt: „Was ich auch tue – Gott ist da. Wo ich auch bin – Gott ist da!“ Und der Beweis dafür? Er hat keinen und ich kann Ihnen auch keinen geben.  Ihm sind damals die Augen aufgegangen für Gottes ständige, stille Gegenwart in seinem Leben. Dass Ihnen und mir die offenen Augen geschenkt werden, wie sie der Psalmbeter hatte, das ist mein Wunsch für Sie und für mich. Dass man Zeit findet, auch mal abzuschalten, dass man Zeit findet, Gott wieder in seinem Leben ankommen zu lassen.  Dies wünsche ich uns – ganz gleich, wo wir in diesem Jahr unsere „freie Zeit“ verbringen.

Beitrag von Pfarrer Oliver Meißner