Seit 2018 ist der Reformationstag in Niedersachsen ein gesetzlicher Feiertag. Zum Freihaben und Ausruhen. Er erinnert an Martin Luther. An seine Lebensfrage: Wie bekomme ich einen gnädigen Gott? Luther hatte Angst. Tiefe Lebensangst. Davor, nicht in Gottes Frieden leben zu können, entlastet, freigesprochen von Schuld und Verderben, sondern in ewige Verdammnis zu geraten. In der Hölle zu enden. Das ist über 500 Jahre her.
Aktuell spüre ich auch Lebensangst. Was wird mit dem Virus? All die Verordnungen und Veränderungen machen mir das Leben manchmal zur Hölle. Ich sehne mich danach, sicher leben zu können. Ohne Angst vor Ansteckung, ohne Maske. Andere einfach in den Arm nehmen zu können. Unbeschwert.
In der Gebetsecke der Trinitatiskirche in Braunlage sammeln sich viele Wünsche. Anliegen an Gott: „Mach das Virus weg“. „Danke, dass wir (noch) gesund sind.“ „Hilf, Gott!“ Gut, sich Gott anvertrauen zu können. Auf ein Wunder zu pochen. Gott daran zu erinnern, gnädig zu sein.
Für Martin Luther war Gnade ein Geschenk Gottes. Einfach so. Weil Gott groß und großzügig ist. Unser Wort Gnade stammt aus dem Mittelhochdeutschen. Es bedeutet im Ursprung: sich niederlassen um auszuruhen. Ausruhen von der Angst. Atem schöpfen. Kraft sammeln. Dafür könnte der Reformationstag dienen. Als Feiertag. Denn die Angst kostet Kraft und lässt sich nicht einfach wegwischen. Und das Virus wohl auch nicht. Ausdauer ist gefragt. Geduld, um auszuprobieren, was hilft. Ausruhen, Widerstandskraft gegen den Tod sammeln. Und damit der Gnade Raum geben. Damit sie wirken kann. Von Gott her. Unter uns.

