Ab wo und ab wann bin ich eigentlich fremd? Erst außerhalb deutschen Staatsgebietes? Oder schon zwei Dörfer weiter, in dem ich mich gar nicht auskenne? Bin ich in der Fremde, wenn ich nicht die gleiche Muttersprache spreche wie die meisten anderen vor Ort? Dann wäre ich in Österreich und Südtirol durchaus heimisch, in Berlin-Kreuzberg eher nicht. Oder trennt bzw. verbindet die Gesinnung und das ethisch begründete Verhalten? Dann wäre ich womöglich fremd mitten in der Nachbarschaft und dieser Status als Fremder wäre ganz unabhängig von Wohnort und Personalausweis, Hautfarbe und Muttersprache, räumlicher Herkunft und genetischer Abstammung. Wer und was definiert „fremd“?
Völlig zu Recht wurde jüngst „Remigration“ zum Unwort des Jahres gekürt. Das Wort selber kann nichts dafür, aber die schreckliche Gesinnung derer, die es bewusst gebrauchen als Vernebelung grässlichster Absichten. „Bio-deutsch“, welch ein scheußlicher Begriff, definiert da fremd und dazugehörend. Welch eine fremde und befremdliche Gedankenwelt! Aber es gab und gibt sie leider schon immer. Auch religiös.
Jesus räumt damit auf und warnt davor, sich allzu sicher zu sein zum endzeitlichen Gottesvolk zu gehören. Im biblischen Wochenspruch für morgen heißt es im Lukasevangelium, Kapitel 13: „Es werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes.“ Anteil haben an göttlicher Herrschaft und Gegenwart ist nicht gebunden daran, woher jemand stammt oder wie lange jemand schon dabei ist. Zu Gott gehören die, die seiner Gesinnung sind. Die tun, was gut ist und Leben bewahrt statt es zu diffamieren und zu vertreiben. Die sich ehrlich darum kümmern, wie wir Menschen möglichst friedlich miteinander klarkommen. Diese werden sitzen, so sagt Jesus, an „Gottes Tisch“ und sind also bei Gott zu Hause. Ihm fremd aber sind die, die Befremdliches tun und andere verachten und sich selbst für etwas Besseres halten.
Auch wenn in Kirche und Gemeinde nichts vollkommen ist und manches auch scheitert durch menschliche Unzulänglichkeit, so ist ein ehrlich gemeintes Bekenntnis zum Glauben an Jesus Christus doch am ehesten geeignet, Heimat zu verschaffen und einander nicht fremd zu sein. Anders möchte ich nicht leben müssen. Und ich weiß dabei: rund um den Globus findet sich christliche Gemeinschaft und damit geistliche Heimat mitten in räumlicher Fremde. Weil Christus uns verbindet und nichts uns trennen muss.