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31.05.2024 Kategorie: Wort

Für: „Wenn was ist“

Ich packe meinen Koffer für die Urlaubsreise. Er nimmt alles Wichtige auf für eine Woche in der Sonne. Einige Listen haben das vorbereitet, zwischen ihre Zeilen durfte sich Vorfreude schmuggeln.

Ich packe meinen Koffer schnell, weil ich weiß, was ich brauche. Im letzten Moment lege ich noch einen kleinen Beutel dazu, fast wie hineingeschmuggelt. Der ist für „wenn was ist“. Etwas mehr Bargeld, das kleine abgegriffene Trostbüchlein, Extra-Telefonnummern für den ganz persönlichen Notfall, ein Erinnerungsstück an Zuhause. Und die Wünsche für den Fall,  wenn wirklich etwas ist…ein Unfall, ein Unglück, etwas, was auf jeder Urlaubsliste fehlen sollte. Wenn es doch passiert, möchte ich, sollen die anderen in all dem Schock wenigstens einige Anhaltspunkte haben. Haltepunkte, Festhaltepunkte.

Der Koffer ist verschlossen und bereit für die Abfahrt am nächsten Morgen. Und ich frage mich, wie mein Beutel „Für: wenn was ist“ bestückt ist für die Zeit jenseits der Ferien. Der Beutel im Koffer der Lebensreise. Für die Fälle, wenn etwas Schlimmes, Erschütterndes die Reise durch die Zeit aus der Bahn wirft.

Patientenverfügung, Aktenordner mit wichtigen Unterlagen, einige weitere Urkunden sind ein großer Packen. Dazu der kleine, ganz persönliche Beutel, der unsichtbare, der für die Herzenskammer. In dem Trost ist, Erinnerung an das Zuhausefühlen. Ein Satz, dass es gut weitergeht. Wenn ich den noch nicht hätte, würde ich einen Bibelvers von morgen, vom Sonntag nehmen: Nichts als Liebe und Güte begleiten mich alle Tage meines Lebens. Mein Platz ist im Haus des Gottes. Dort möchte ich mein Leben lang sein. (Psalm 23,6)

Ich packe meinen Koffer für die Zeit, die kommt. Gelegentlich sortiere ich um und schaue, ob es noch zu mir passt. Am Ende der Urlaubsreise wird der kleine Schmuggelbeutel hoffentlich wieder ungenutzt ausgeräumt. Der andere für die Lebensreise wartet geduldig, bis er gebraucht wird. Denn wer weiß, welche Kraft im Geheimen von ihm ausgeht. Aus Liebe und Güte für sonnige Zeiten.

Beitrag von Petra Rau, Pfarrerin, Luthergemeinde Bad Harzburg