"Christus spricht: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan." | Mt. 25,40b
Ich stehe mit meinem Auto an der Ecke am Edeka-Markt in Bad Harzburg und möchte gerne auf die Hauptstraße fahren. Keiner hält, die Leute fahren vorbei, hinter mir eine lange Schlange, ich werde nervös, schließlich hält einer an und lässt mich rausfahren - geschafft.
Sie kennen diese Situationen, es sind Banalitäten des Alltags und doch machen sie eines ganz deutlich: Sehe ich den andern oder sehe ich nur mich und meine Bedürfnisse?
Ich erinnere mich an das Gleichnis des Barmherzigen Samariters. Da fragt ein Schriftgelehrter und weiser Mann Jesus, „Wer ist denn mein Nächster,“ und Jesus erzählt ihm dieses Gleichnis: Ein Mann liegt schwer verletzt am Wegesrand und fast alle gehen: vorbei ein Schriftgelehrter, ein Tempeldiener…
„Man kann doch nicht einfach so zusehen“ – denken Sie jetzt vielleicht. Nein, das kann man nicht. Zum Glück kommt zuletzt ein Samariter vorbei, einer, der für die Juden ungläubig war und den sie verachteten. Dieser hält an, hebt den Schwerverletzten auf seinen Esel und versorgt ihn.
Jahr für Jahr sterben Menschen, weil andere wegschauen, schweigen, abwarten oder einfach nur zuschauen. „Soll ich meines Bruders Hüter sein?“ fragt Kain, als Gott ihn fragt: „Wo ist dein Bruder?“ Ja, das soll ich! Ich soll meines Bruders, meiner Schwester, meines Nächsten Hüter sein.
Hören wir heute dieses Wort Jesu: die Not anderer Menschen kann und darf uns nicht unberührt und gleichgültig lassen. Da wo Menschen diesem Weg der Nächstenliebe folgen, gehen sie auf der Spur des Lebens und des Glaubens, in der Nachfolge Jesu. Diese Menschen bezeichnet Jesus als seine Schwestern und Brüder.