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07.08.2020 Kategorie: Wort

Aus dem Staunen wächst Vertrauen

Wenn ich jetzt in den Sommerferien Gelegenheit habe im Garten zu sitzen, kann ich den Blick auf den Brocken und die vorgelagerten Berge genießen. Das ist ein wundervoller Anblick und lässt mich den Jubel des Verfassers des 139. Psalmes nachempfinden: „Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele.“Psalm 139,14

Es ist mir bewusst, dass das ein Privileg ist, sich an solch einer Natur erfreuen zu können und sie, wann immer man möchte und Zeit dafür findet, bei einem Spaziergang oder einer Wanderung aus nächster Nähe beobachten zu können. Ein Privileg, dass ich oft im Alltag der Geschäfte zu vergessen drohe.

Allerdings um mich wirklich daran erfreuen zu können, brauche ich Augen, die für solch einen Anblick empfänglich sind. Ich brauche wohl auch eine innere Bereitschaft nicht nur unterschiedliche Arten von Bäumen und Pflanzen zu sehen, womöglich auch die Schäden durch Trockenheit und Borkenkäfer, sondern die Schönheit, die sich hinter der äußeren Gestalt verbirgt, damit ich in dieses Staunen über die Schöpfung Gottes miteinstimmen kann.

Ich weiß, viele vermissen in diesen Tagen, dass sie nicht unbeschwert ins Ausland reisen können, vermissen das gemeinsame Feiern bei Festen, Konzerten und großen Sportereignissen. Ich vermisse auch manches, das Singen im Gottesdienst, weil für mich Singen eine ganz besonders eindrückliche Form ist, meinen Glauben zu bekennen. Aber vor allem die Nähe zu anderen Menschen, die wir mit Händeschütteln, Umarmen und mit anderen Gesten der Berührung ausdrücken, überhaupt das sorglose Treffen in der Familie, mit Freunden und in der Gemeinde. Ich vermisse die Menschen, die ich früher regelmäßig gesehen habe, denen ich jetzt aber nur sporadisch begegne.

Vielleicht gilt auch hier: Entweder kann ich meinen Blick nur auf das richten, was im Moment nicht geht oder was die Gefahr zu erkranken vergrößert und mich darüber ärgern oder traurig sein, oder ich kann meinen Blick aufrichten zu den Bergen und über Gott den Schöpfer ins Staunen geraten. Aus dem Staunen wächst Vertrauen zu ihm, der alles in der Hand hat. Er kennt den Anfang und das Ende. Er weiß, wie es mit der Pandemie weitergeht. Es gibt für alles eine Zeit, eine Zeit, die er bemisst.

Vielleicht ist jetzt immer noch die Zeit auf Abstand zu gehen, auf manch lieb gewordenes zu verzichten, Rücksicht auf andere zu nehmen und nicht ohne Mundschutz zu Tausenden eng beieinander zu sein.  

Es wird aber bestimmt auch wieder die Zeit kommen, in der wir die Welt ohne Angst bereisen, nach Herzenslust feiern und dem anderen unsere Nähe schenken können. Aus dem Staunen über Gottes Schöpfung wächst nicht nur Vertrauen, sondern auch die Geduld auszuharren.

Beitrag von Pfarrer Udo Hauke