Unter dem Bett lauern Monster. Aus der Ecke schwebt ein Gespenst heran. Im Dunkeln könnte sich ein Riesenbiest auf die Decke setzen und die kleine Kinderseele erdrücken. Deshalb gibt es am Abend noch eine Gute-Nacht-Geschichte. Ob kurz oder lang, lustig oder nachdenklich: sie schenkt besondere Zeit und Ruhe. Durch sie gelingt das Einschlafen leichter. Die Gute-Nacht-Geschichte sagt: die Welt ist in Ordnung.
Wenn Kinder älter werden, hören sie, dass es keine Gespenster und Riesenbiester gibt. Oder nur im Film. Jedenfalls soll man davor im echten Leben keine Angst mehr haben. Doch auch für Erwachsene kann die Nacht voller Schrecken und Monster sein. Denn im Dunkeln werden Sorgen des Tages riesengroß. Sie bringen ihre bösen Grübel-Verwandten mit und stören den Schlaf. Damit ist nicht nur die Nacht überschattet, sondern auch der Tag.
Das Bibelwort für die neue Woche kennt den Gedanken, dass unsere Seelen leicht zu erschrecken sind. Sie brauchen jemanden, der gut auf sie aufpasst. Gelassener können sie dann in dieser schwierigen und schönen Welt zurechtkommen.
Christus spricht: Ich bin der gute Hirte. Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie und sie folgen mir, und ich gebe ihnen das ewige Leben. (Aus dem Johannesevangelium, Kapitel 10).
Eine Geschichte malt den Satz aus mit grüner Wiese, weißen Schafe, eifrigen Hütehunde. Tausend und eine Geschichten erzählen anders, mal ebenso idyllisch, mal viel abenteuerlicher. Immer wissen sie, dass die Welt ist wie sie ist und dass das schrecklich sein kann. Es ist ganz normal, davor Angst zu haben. Und dass einem das den Schlaf raubt.
Hirten-Geschichten versichern: es gibt die andere Welt. Dort kann man sich heil und ganz fühlen. Dafür kann man sich wie am Kinderbett Zeit nehmen, lauschen, sich anzuvertrauen. So übt sich die Kunst mit dem Seelenhüten. Mancher schläft dadurch besser und geht gestärkt durch helle Tage.