Immer wieder einmal hört man das nach Fußballspielen, die knapp ausgegangen sind, bei denen es umstrittene Schiedsrichterentscheidungen gab, bei denen der Ball an den Pfosten oder an die Latte ging. Dabei wissen natürlich alle, dass es keinen Fußballgott gibt und dass die Mannschaft, die am Ende der Saison nicht Meister, sondern nur zweiter wird oder gar absteigen muss, die schlechtere war – und die anderen besser.
Jesus erzählt uns eine Geschichte von Ersten und Zweiten und Letzten und wie die Reihenfolge durcheinander gerät. Er erzählt uns damit eine Geschichte vom Himmelreich. Dort gibt es keine Tabellenplätze, keinen Meister und keinen Absteiger. Er erzählt von einem Arbeitgeber, dem Weinbergbesitzer, der im Lauf des Tages mehrfach Arbeiter einstellt, und am Ende des Tages allen den gleichen Lohn bezahlt – egal, ob sie den ganzen Tag gearbeitet haben oder nur eine Stunde. Die Ersten und die Letzten sind am Lohn nicht zu unterscheiden.
Aber nun murren und meckern und schimpfen die Leute. Die, die schon seit dem frühen Morgen gearbeitet haben, fangen an zu rechnen. Ich höre sie sagen: „Das habe ich nicht verdient, das ist zu wenig!“
„Das habe ich nicht verdient!“ – Das könnten in dieser Geschichte von den Arbeitern im Weinberg auch die sagen, die ihren Lohn für nur eine Stunde Arbeit in der Hand halten, fast wie geschenkt. „Das habe ich nicht verdient!“ – Vielleicht, liebe Leserinnen und Leser, haben Sie das auch schon erlebt, dass Sie mit einem Geschenk, einem Kompliment, einem freundlichen Lachen – ganz ohne Anlass, einfach so – überrascht worden sind.
Wer so etwas schon einmal erlebt hat, der hat es nicht nötig, Vergleiche mit anderen zu ziehen, der muss nicht auf den Tabellenstand schauen. Der kann sich einfach nur freuen. Der muss seine Mitmenschen nämlich nicht nach eigenen Maßstäben be- oder gar verurteilen, sondern kann sie mit den Augen Gottes sehen. Der muss nicht fragen: „Was hast du geleistet?“, sondern: „Was brauchst du jetzt, um zu leben, wirklich …?“ Das ist dann schon ein Stück von dem, was alle Menschen in ihrem Leben auch brauchen. Dann blitzt das Himmelreich auf.

