Wie leicht ist es für Gleichgesinnte, sich abzugrenzen als geschlossene Gruppe. Auf Schulhöfen lässt sich das ganz räumlich beobachten: mit dem Rücken nach außen steht da ein sich vertrauter Kreis und lässt keinen rein und ran.
Aufgeschlossen sein für andere und fremde Meinungen mindestens zu respektieren fällt uns Menschen viel schwerer. Das liegt einfach in unserem Wesen, denn wir sind bedacht auf Sicherheit und die scheint dann gegeben zu sein, wenn nichts Fremdes von außen das Gewohnte stört. Unsere Nachbarn kennen wir und arrangieren uns. Für Kolleginnen und Kollegen gilt dasselbe. Freunde und Familie sind uns vertraut. Wir brauchen Menschen, bei denen wir uns sicher und gut aufgehoben fühlen. Aber was ist, wenn Fremdes plötzlich diese vertraute Ruhe stört? Und könnte es gar gut und heilsam sein, in dieser vertrauten Ruhe mal gestört zu werden, bevor sie sich nämlich zur Grabesruhe schon mitten im Leben entwickelt?
Sehr viele Mitmenschen leben inzwischen auch in unserer Region, die anders aussehen und sprechen als die, die immer schon hier leben, und die auch ganz anders ihren Alltag gestalten und andere Werte und Religionen wichtig finden. Menschen, die sich nicht unbedingt ausgesucht haben hier zu sein. Menschen, die unter Umständen vor dem Tod geflohen sind. Das ist weder für Einheimische noch für die Fremden einfach. Es kostet Kraft und Überwindung, einander zu respektieren und nicht gleich alle klassischen Vorurteile aus der obersten Schublade unseres persönlichen Rasters zu holen. Patentrezepte gibt es nicht, Toleranz kann man auch nicht einfach machen. Sie ereignet sich in persönlicher Begegnung oder eben nicht. Aber eines lässt sich schon tun: selber eine Haltung finden. Mache ich innerlich zu oder bin ich jedenfalls grundsätzlich aufgeschlossen?
Als Bibelvers für die neue Woche heißt es im Epheserbrief, Kapitel 2: „So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen.“ Gesagt ist das damals Griechen, die vormals viele Gottheiten verehrten, nun aber dem biblisch bezeugten einen Gott glaubten. Die Botschaft ist: ihr gehört dazu, ohne Wenn und Aber! Der gemeinsame Glaube hat also vorher unüberbrückbar scheinende Gegensätze überwunden.
Möge doch bitte Ähnliches endlich gelingen unter uns in Stadt und Land, wenn das vertraut Einheimische auf das verstörend Fremde trifft. Auch wenn wir vielleicht nicht einer gemeinsamen Religion angehören, so ist dem christlichen Glauben angemessen, grundsätzlich aufgeschlossen zu sein für den anderen Mitmenschen. Manchmal muss einfach einer den ersten Schritt tun.